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ZUKO365-Digital: Zurück aus der Zukunft 2030 – der cloudifizierte Staat

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ZUKO365-Digital: Zurück aus der Zukunft 2030 – der cloudifizierte Staat

von Jan Hendrik Gräfe, und

Jakob Kühler war wissenschaftliche Hilfskraft am Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer FOKUS. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des DIGILOG-Projekts an der Universität Potsdam.

Joana Isabel Visel war wissenschaftliche Hilfskraft im Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer FOKUS. Sie studierte Online-Medien-Management an der Hochschule der Medien Stuttgart.

Im Januar lud der Zukunftskongress 365-digital zur Podiumsdiskussion »Zurück aus der Zukunft 2030 – der cloudifizierte Staat. Eine Regnose aus der Zukunft – oder wie sieht ein erfolgreicher Weg dahin aus?« ein. Zu dieser Frage – moderiert von Marc Reinhardt, Executive Vice President/Public Sector Global Leader bei Capgemini – debattierten:

  • Daniela Kluckert, Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und Digitales FDP,
  • Mail Außendorf, Bundestagsabgeordneter Bündnis 90 / Die Grünen,
  • Dr. Alfred Kranstedt, Direktor des Informationstechnikzentrums Bund,
  • Dr. Johan Bizer, Vorsitzender des Vorstandes von Dataport AöR,
  • Prof. Dr. Peter Parycek, ehemaliges Mitglied des Digitalrats der Bundesregierung und Leiter des Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer-Institut FOKUS.

Im Impulsvortrag stellte Peter Parycek zu Beginn der Veranstaltung eine hypothetische Vision von Deutschland 2030 vor, die beinhaltet wie Erfolge wie beispielsweise der fünfte Platz beim BIP und der siebte Platz im World Happiness Index erreicht werden können. Grundlage hierfür ist vor allem, dass die Politik ihre Gestaltungsverantwortung erkennt und zum Gravitationszentrum der Gestaltung wird.

In dieser Zukunft ist neben spezialisierten und crossfunktionalen Teams sowie einer neuen Personalstruktur vor allem die souveräne Multicloud ein notwendiger Hebel zur Gestaltung der Zukunft. Für sie schließen sich spezialisierte Rechenzentren dezentral zusammen und verschiedene Cloudarten wie Public und Private Clouds bauen mit Open-Source-Technologien ein resilientes Ökosystem. Der öffentliche Sektor selbst entwickelt sich zum größten Entwickler in der Open-Source-Community.

Der Durchbruch gelingt der Bundesregierung hier mit Hilfe einer Retrospektive, die die Herausforderungen bei der Annahme der Services sowie weiterer Probleme beleuchtet. Ihr Ergebnis: Es braucht Benehmen statt Einvernehmen in der Zusammenarbeit der Ressorts. Notfalls entscheidet das federführende Ressort ohne direkte Zustimmung bzw. werden Entscheidungsprozesse designt, die zu zeitnahen politischen Ergebnissen führen. Als Grundlage bedarf es einer Verwaltungskultur, für die schon in 2020 und 2021 die Grundsteine mit Fellowships und einer modernen, flexibleren Personalpolitik gelegt wurden. Cloud Only wurde als klare Strategie 2022 vorgegeben. Mit dieser Entscheidung hat die Veränderung der Verwaltungskultur Fahrt aufgenommen und Marktplätze für Shared Services haben sich entwickelt.

Die Kernbotschaft des Impulsvortrages lautete: Technologie, gepaart mit politischem Entscheidungs- und Gestaltungswillen, ermöglicht den cloudifizierten Staat 2030. Sie geht mit vielen positiven Synergieeffekten einher und schafft neue Möglichkeiten.

Mit diesem positiven Grundton starteten die Teilnehmenden in die Diskussion. Es bestand Konsens, dass solch eine Einstellung wichtig sei und Katastrophen so gut es geht umgangen werden sollten. Herr Außendorf und Frau Kluckert äußerten übereinstimmend Befürchtungen, dass der Wechsel vom Einvernehmen zum Benehmen womöglich schwer umzusetzen sei. Aus der Politik kam außerdem das klare Bekenntnis zur Prioritätensetzung beim Vorantreiben der digitalen Identität.

Herr Bizer setzte sich in der Debatte beherzt dafür ein, dass Cloudifizierung ein Mittel sei, jedoch selbst keine Problemlösung. Ebenso wie Alfred Kranstedt forderte er mehr Einheitlichkeit in den föderalen Strukturen. Herr Kranstedt hob außerdem die Notwendigkeit und Nützlichkeit von Zentralisierung hervor. Als weitere mögliche Erfolgsfaktoren dafür wurden der Infrastrukturaufbau und seine Konsolidierung als Infrastrukturplattform genannt.

Die Schwierigkeiten in der Personalgewinnung und der Flexibilisierung der Anstellungsverhältnisse wurden ebenso zum Thema wie die Finanzierung für die digitale Transformation der Verwaltung. Letztere spiele, nach einhelliger Meinung, auch für die Realisierung eines cloudifizierten Staates eine tragende Rolle.

Eine Debatte entstand auch um das Ausmaß der Zusammenarbeit mit der Industrie beim Aufbau der Cloudinfrastruktur. Man war sich einig, dass private Anbieter nicht ausgeschlossen werden sollten, doch die Wichtigkeit von Open-Source-Technologien für die digitale Souveränität Deutschlands müsse auch berücksichtigt werden. Peter Parycek machte an dieser Stelle deutlich, dass der Einsatz von Public Cloud Technologien seit mehr als 10 Jahren möglich sei. Doch dessen fehlender Einsatz im öffentlichen Sektor führe zu Langzeitschäden respektive verpassten Gelegenheiten, wie dem Sammeln von wertvollen Erfahrungen und dem Aufbau von Kompetenzen, die jetzt in der Definition der Anforderungen fehlten. Nun zähle Schnelligkeit bei der Nutzung von öffentlichen wie auch privaten Clouds.

Abschließend formulierten die fünf Teilnehmenden ihre Forderungen:

  • Peter Parycek forderte einen schnellen Start und Cloud Only, um neue Projekte an diesem Ziel auszurichten, denn die unterschiedlichen Ansätze zum Cloudeinsatz würden bereits seit 10 Jahren diskutiert – ein Cloud-Fahrplan wurde seitens ÖFIT bereits 2014 veröffentlicht.
  • Daniela Kluckert forderte eine einfachere und bessere Verwaltung für die Menschen, die Ressourcen besser nutze.
  • Maik Außendorf forderte einen schnellen und skalierenden Staat durch den Einsatz von Cloud-Lösungen und Souveränität durch den Einsatz von Open-Source-Technologien.
  • Johann Bizer forderte nutzerorientiere Services, die einheitlich aus Open-Source-Technologien für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen zur Verfügung gestellt werden.
  • Alfred Kranstedt forderte, die Aufbruchstimmung auf die Straße zu bringen und bürokratische Hürden abzubauen. Dafür müsse seiner Meinung nach die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern intensiver zugelassen werden. Für den nächsten Haushalt soll die IT eine hinreichende Würdigung und Finanzierung erhalten.

Weiterführendes von ÖFIT:

Cloud-Betrieb im öffentlichen Sektor – Selbstbedienung, Automatisiert
Cloud-Betrieb im öffentlichen Sektor – Selbstbedienung, Automatisiert

Das vorliegende White Paper stellt den Betrieb von IT-Anwendungen in der Cloud in den Mittelpunkt und zeigt Vorteile von Cloud-Technologie bei der Umsetzung der vielfältigen Anforderungen an aktuelle Software über deren unmittelbare Funktionalität hinaus.

Jan Gottschick, Uwe Holuman-Kaiser, Holger Kurrek (2021)

Berlin: Fraunhofer FOKUS: Kompetenzzentrum Öffentliche IT

Zur Publikation
»Cloud-Fahrplan öffentliche Verwaltung«
Cloud-Fahrplan öffentliche Verwaltung

Die Cloud wird reichhaltiger, flexibler und dynamischer. In diesem ÖFIT-Paper aus dem Jahr 2014 wird das Thema »Cloud« grundsätzlich angegangen und geschaut, wie die Verwaltung sich dem Ziel einer digitalisierten Verwaltung annähern kann.

Peter H. Deussen, Klaus-Peter Eckert, Petra Hoepner, Christian Hoffmann, Linda Strick (2014)

Berlin: Fraunhofer FOKUS: Kompetenzzentrum Öffentliche IT

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Veröffentlicht: 21.04.2022