eGov-Campus-Ringvorlesung: Data Literacy

Was bedeutet Data Literacy? Warum ist sie wichtig für die digitale Souveränität eines Staates? Und wie kann sie gewährleistet werden? Prof. Dr. Manfred Hauswirth, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS), diskutierte diese und weitere Fragen in seinem Beitrag »Der Schlüssel zur digitalen Souveränität im öffentlichen Sektor« zur Ringvorlesung am eGov-Campus. Ein einleitendes Grußwort richtete die D21-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller an die interessierten Studierenden.
Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung digitaler Kompetenzen wies Lena Sophie-Müller in ihrem Eingangsstatement auf die sich ständig wandelnden Anforderungen an Individuen und Organisationen hin. Mit Blick auf die zunehmende Relevanz von Daten in allen Lebens- und Arbeitsbereichen hob sie dabei die Notwendigkeit von Kompetenzen im Umgang mit Daten hervor. So würden beispielsweise Weiterentwicklungen und Durchbrüche in Zukunftstechnologien wie der künstlichen Intelligenz einen sachkundigen Umgang mit Daten erfordern. Die Spannbreite relevanter Kompetenzen sei immens - von einem Verständnis der Logik und Struktur von Daten über Grundkenntnissen des Programmierens bis hin zu kritischer Reflexion und dem ethisch korrekten Einsatz von Daten. Die Bundesregierung würde ebenso wie die Initiative D21 den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Technologien besonders fördern.
Der Schlüssel zur digitalen Souveränität
Dr. Manfred Hauswirth betonte in seinem Vortrag, dass die effektive Nutzung von Daten eine grundlegende Rolle für eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Verwaltung spiele. Data Literacy oder Datenkompetenz sei ein essenzieller Baustein, um digitale Souveränität sowohl für Individuen als auch für Organisationen zu gewährleisten. Es ginge darum, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie Daten generiert würden, welche Bedeutung sie hätten und wie sie für staatliche Zwecke genutzt werden könnten. Entscheidend sei, Daten kritisch zu reflektieren, zu managen, zu bewerten und anzuwenden: »Viele Daten helfen im Grunde genommen nichts, wenn Sie nicht wissen, was Sie damit tun wollen«. Dabei spiele auch das Erwartungsmanagement eine zentrale Rolle.

Abbildung 1: Data Literacy und Digitale Souveränität (Fraunhofer FOKUS)
Vertrauensgewinn durch datengetriebene Maßnahmen
Weiter lenkte Prof. Dr. Hauswirth den Blick auf die Themen Vertrauen gegenüber dem Staat und wissenschaftliche Evidenz – und verknüpfte dies mit dem erkennbaren Willen innerhalb der Politik, einen Rechtsanspruch auf offene Daten einzuführen. Dieser könne sowohl dazu beitragen, die Transparenz der öffentlichen Verwaltung zu erhöhen als auch dabei unterstützen, Fake-News zu bekämpfen und Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Umfassende Bildungsinitiativen unter Mitarbeitenden der Verwaltung wie auch der Bevölkerung seien notwendige Begleitmaßnahmen.
Im öffentlichen Sektor gebe es vielfältige Nutzungspotenziale von Daten, so beispielsweise mit Blick auf die Bewältigung der COVID-19-Pandemie und den Umgang mit Umweltkrisen. Durch die Analyse von Daten könnten fundierte Entscheidungen getroffen, Prozesse optimiert und gesellschaftliche Herausforderungen angegangen werden. So ließe sich beispielsweise in der Gesundheitsverwaltung der Verlauf von Infektionskrankheiten mithilfe von Datenanalysen besser verstehen und präventive Maßnahmen ergreifen. Zudem könnten Umweltbehörden mithilfe von Daten die Auswirkungen von Umweltverschmutzung analysieren und gezielt Schutzmaßnahmen entwickeln.
Um das Vertrauen der Menschen in digitale Technologien zu steigern, brauche es spürbare Mehrwerte für die einzelnen Bürger:innen sowie eine umfassende Datenhoheit. Aus seiner Sicht könne das Once-Only-2.0-Prinzip hier einen wichtigen Beitrag leisten. Das Prinzip besagt, dass Daten nur einmal erhoben werden und sodann sicher und zweckgebunden zwischen Verwaltungseinheiten sowie Beteiligten in der Wirtschaft ausgetauscht werden können – bei gleichzeitiger Wahrung der Datenschutzbestimmungen. Die dadurch entstehende Vereinfachung persönlicher Prozesse trage dazu bei, Akzeptanz und Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.

Abbildung 2: Der Vortrag von Manfred Hauswirth zu Data Literacy kann hier angesehen werden. (eGov-Campus | youtube.com)
Der Vortragende ging darüber hinaus auf den Prozess der Datenwertschöpfung ein, der von der Datenerhebung über die Datenhaltung und -analyse bis hin zur Dateninterpretation und -archivierung reiche. Als ein gelungenes Beispiel stellte er das Projekt »SoFinData« vor, das die effiziente Steuerung von Sozialausgaben mithilfe eines Datenmanagement-Ökosystems demonstriere.
Zugleich würde durch das Thema Open (Governmental) Data neue Ansprüche an die öffentliche Verwaltung stellen. Eine datengetriebene Verwaltung benötige geeignete Werkzeuge, um Mehrwerte aus der Nutzung verschiedener Datentypen zu generieren, denn erst durch strategische Nutzung vorhandener Daten, erhielten diese einen Wert. Eine besondere Bedeutung komme darüber hinaus der Gewährleistung von Datenqualität, der Etablierung von Metadatenstandards ebenso wie organisationalen Aspekte zu, darunter beispielsweise die Erarbeitung umfassender Datenstrategien.
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