Video: KI als Akteur
Seit einigen Jahren gibt es immer wieder sprunghafte Entwicklungen in der KI-Forschung. Neue generative KI-Modelle erobern den Markt und neben den positiven Effekten und Nutzungsmöglichkeiten entstehen auch Sorgen darüber, ob und wie diese Systeme kontrolliert werden und welche negative Auswirkungen, sozialer,ethischer oder ökologischer Natur sie haben. Um diese zu minimieren, werden zunehmend Regelungen zur Gestaltung von KI und deren Nutzungsmöglichkeiten entwickelt. Ein Beispiel dafür ist die europäische KI-Verordnung aus dem Jahr 2024. Doch Regularien und Gesetze sind nicht die einzigen Mittel, um sicherzustellen, dass der Einsatz von KI nicht außer Kontrolle gerät: Mit Hilfe der Akteurs-Netzwerk-Theorie (ANT) wollen wir an dieser Stelle aufzeigen, dass eine KI tatsächlich niemals unabhängig handeln kann. Grundsätzlich ist die Handlungsfähigkeit eines KI Systems von vielen verschiedenen Dingen und Menschen abhängig. Dazu gehören beispielsweise der oder die Entwickler:innen oder die verwendeten Trainingsdaten. Da eine KI ein technisches Artefakt ist und sie somit nicht wie ein Mensch über einen eigenen Willen verfügt, erscheint es zunächst logisch, dass die Handlungsfähigkeiten einer KI von anderen Dingen abhängig ist. Um genau zu verstehen, welche Abhängigkeiten das sind und so bestenfalls auf die KI Einfluss zu nehmen und dadurch negative Effekte zu vermeiden, kann man die ANT zur Hilfe nehmen.
Die ANT wurde von den Soziologen Bruno Latour, Michell Callon und John Law entwickelt und besagt, dass sowohl menschliche als auch nicht-menschliche Akteure miteinander verbunden sind und ihre Handlungsfähigkeit gegenseitig beeinflussen. Stellt man sich beispielsweise vor, dass man eine generative KI nutzen möchte, um einen Text für die eigene Webseite zu schreiben, sind auf den ersten Blick zwei Akteure beteiligt: man selbst und die generative KI. Wenn man sich das gesamte Netzwerk anschaut, ist die KI aber beispielsweise durch Entwickler:innen in ihren Handlungsmöglichkeiten beschränkt worden. Doch auch man selbst wird in seinen Handlungsfähigkeiten dahingehend beschränkt, dass man nur mit den Rückmeldungen der KI weiterarbeiten kann. Wenn man noch feingliederiger hinschaut, wären laut der ANT sogar die Textbausteine, die die generative KI ausgibt, ein eigener Akteur, der beeinflusst wie der oder die Benutzer:in weiter handelt, zum Beispiel indem sie den Textbaustein weiterbearbeitet oder übernimmt.
Das Ziel ist der Versuch, eine möglichst detaillierte Vorstellung davon zu erhalten, welche menschlichen und nicht-menschlichen Akteure Einfluss auf eine Situation haben. Die ANT versucht dabei weder eine Hierarchisierung vorzunehmen noch einen Unterschied zwischen nicht-menschlichen und menschliche Akteuren zu machen, da das Netzwerk in seiner Gesamtheit im Vordergrund steht. Dieses Netzwerk kann als Ausgangspunkt dienen, die Verknüpfungen und Abhängigkeiten für spezifische Situationen zu betrachten und jene Akteure zu identifizieren, die zum Beispiel negative Effekte auf das gewünschte Ergebnis nehmen. In dem beschriebenen Beispiel könnten zum Beispiel jene Akteure benannt werden, die Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der generativen KI haben und so die Qualität der Texte für die Webseite beeinflussen.
Welche Akteure wie viel Bedeutung haben oder in welchen Gruppierungen sie auftreten hängt in der Folge von der Situation bzw. dem Beispiel ab. Eine allgemeine Hierarchisierung ist daher wenig sinnvoll. Nichtsdestotrotz werden hier einige Akteure aufgelistet, die fast immer im Zusammenhang mit KI in einem Akteursnetzwerk auftreten. Das kann als Hilfe dienen, um ein Akteursnetzwerk für den eigenen Bedarf zu erstellen. Die Liste ist nicht als abgeschlossen zu betrachten, ebenso wie die Gruppierung der Akteure, die hier lediglich zur besseren Übersicht vorgenommen wurde.
Abbildung 1: Mindmap (ÖFIT-Illustration)


