Polizei

Darknet
Während gerne auch im Digitalen über die totale Transparenz diskutiert wird, spannt sich unter der Oberfläche des WWW ein tiefes, undurchsichtiges Netz. Der kryptographisch geschützte Teil dieser dunklen Seite des Internets, das Darknet, bietet einen Schutzraum nahezu vollständiger Anonymität – der von Drogen- und Waffenhändlern ebenso genutzt wird wie von Andersdenkenden in totalitären Regimen. Die Technik bietet somit sowohl ein Höchstmaß an Privatheit als auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, diese kriminell zu missbrauchen. Die Politik muss sich in dieser technisch begründeten, neuen Dimension des Zwiespalts zwischen Privatheit und Strafverfolgung positionieren.

Vorhersagende Polizeiarbeit
Datensammlungen, Verbrechenskartierung und viel Erfahrung prägen seit langem die Polizeiarbeit. Eine softwaregestützte Datenauswertung zur Kriminalitätsprävention fügt sich in diese Reihe. Die Verknüpfung aktueller Daten kann ein kleinräumiges, detailliertes Lagebild ergeben, das Wahrscheinlichkeitsschätzungen für einzelne Formen von Kriminalität ermöglicht und damit zum effektiven Einsatz von Polizeikräften beiträgt. Wichtig ist dabei eine Fremd- und Selbstbeschränkung in der Datenauswertung, deren gesellschaftliche Akzeptanz stets neu diskutiert oder möglicherweise wiederhergestellt werden muss.

Digitale Unversehrtheit
Körperliche Unversehrtheit ist die Voraussetzung für den Zusammenhalt eines jeden Gemeinwesens. Im Digitalen erscheint diese Sicht weit weniger selbstverständlich. Neue Qualitäten von Identitätsdiebstahl und Cybermobbing wirken wie Auswüchse einer digitalisierten Gesellschaft, die ihr Wertegerüst noch nicht abschließend gebaut hat. Die öffentliche Hand ist diesem Aufbau nicht immer förderlich, wenn beispielsweise ihre Datenbegehrlichkeiten als unverhältnismäßig angesehen werden. Digitale Unversehrtheit bedarf einer allgemeinen Ethik für den zwischenmenschlichen Umgang im digitalen öffentlichen Raum. Dies erfordert einen gesellschaftlichen Diskurs.