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Informationsplattform zur IT-Barrierefreiheit gestartet

Informationsplattform zur IT-Barrierefreiheit gestartet

Gastbeitrag von

Ursula Rohmann leitet die im Referat »Anforderungsanalyse, -management und Softwaredesign« angesiedelte Koordinierende Stelle für Barrierefreiheit im ITZBund. Diese Stelle berät zu allen Fragen der Barrierefreiheit und forciert das Thema mit unterschiedlichsten Maßnahmen. Daneben beschäftigt sie sich mit Fragen der User Experience und Usability. Ursula Rohmann hat einen Diplom-Abschluss in der Informatik und in der Verwaltungswissenschaft.

ITZBund und Barrierefreiheit in der Informationstechnik

Das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund), als großer IT-Dienstleister der Bundesverwaltung, nimmt die gesetzliche Verpflichtung zur Barrierefreiheit in der Informationstechnik sehr ernst. Die diversen Anforderungen an die Barrierefreiheit – von der Farb- und Kontrastgestaltung über die Möglichkeit zu hoher Vergrößerung bis hin zur Tastaturbedienung und Screenreader-Tauglichkeit – müssen in allen neuen und bestehenden IT-Lösungen für unsere Kundenbehörden umgesetzt werden.

Der Screenshot der Startseite des Informationsbereichs »Barrierefreiheit in der IT« zeigt die Struktur dieses Auftritts. Neben einem kurzen Begrüßungstext wird eine Wortwolke mit Schlagworten wie BIT-inklusiv oder BGG dargestellt. Zusätzlich ist das Menü des Gruppenraums zu sehen. Im Bereich Inhalt sind die Wissensbasis und TIL als Abkürzung für »Today I Learned« die wichtigsten Punkte.
Abbildung 1: Screenshot der Startseite des Informationsbereichs »Barrierefreiheit in der IT« (ITZBund)

Mit unserem Team in der Koordinierenden Stelle Barrierefreiheit (KSB) im ITZBund unterstützen wir unsere Kundenprojekte und Bestandsverfahren. Darüber hinaus beraten wir alle öffentlichen Stellen des Bundes bei der Umsetzung der IT-Barrierefreiheit. Das ist eine sehr vielschichtige und herausfordernde Aufgabe für unser kleines, cross-funktionales und hochmotiviertes Team, das sich im ITZBund um die IT-Barrierefreiheit kümmert.

Idee

Ein Screenshot aus dem Thema »Rechtliche Grundlagen« zeigt eine vereinfachte schematische Darstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Barrierefreiheit. Gezeigt wird der Zusammenhang zwischen dem Europäischen Recht, den nationalen Gesetzen (Behindertengleichstellungsgesetz Barrierefreiheitsstärkungsgesetz), der nationalen Verordnung (BITV 2.0) und den maßgebenden Normen und Standards (EN 301549, WAG 2.1, DIN EN ISO 9241, DIN EN ISO 14915, DIN EN ISO 14289).
Abbildung 2: Rechtliche Grundlagen der IT-Barrierefreiheit aus »Barrierefreiheit in der IT« (ITZBund)

In unseren vielfältigen Beratungen und aus den Anfragen wurde uns in den vergangenen Jahren klar, dass es einen riesigen Informationsbedarf zu diesem Thema gibt – im eigenen Hause, aber auch bei unseren Kundenbehörden: Wenn neue IT-Lösungen nicht gut zugänglich sind, liegt es häufig nicht am mangelnden Willen des Realisierungsteams, sondern am mangelnden Wissen darüber, wie IT-Barrierefreiheit im Design und in der Implementierung berücksichtigt werden muss. Unwissenheit ist aus unserer Sicht eine wesentliche Ursache für nicht-barrierefreie IT-Lösungen. Aus dieser Erkenntnis heraus ist die Idee entstanden, eine Informationsplattform zur IT-Barrierefreiheit zu schaffen.

Vorbereitung

Zunächst haben wir überlegt, welche Zielgruppen wir erreichen wollen: Um eine barrierefreie IT-Lösung realisieren zu können, müssen die Projektleitung, das Anforderungsmanagement, das Softwaredesign, die Softwareentwicklung und das Testmanagement über die jeweiligen Kenntnisse in der Barrierefreiheit verfügen. Diejenigen Personen, die die IT-Lösungen beschaffen müssen, benötigen passende Kriterien und Strategien. Am Markt angebotene Standardsoftware ist selten barrierefrei, weil nur der öffentliche Sektor dazu verpflichtet ist. So muss in der Beschaffung ein Weg gefunden werden, einerseits – zumindest langfristig – den gesetzlichen Verpflichtungen der Barrierefreiheit nachzukommen und andererseits kurzfristig überhaupt eine IT-Lösung zu beschaffen, um dem Ziel der Digitalisierung gerecht zu werden. Schlussendlich sind Menschen mit Behinderungen unsere Zielgruppe.

Mit einem Disability-Simulator wird ein peripherer Sehverlust simuliert. Gezeigt wird ein Blick auf die Startseite »Barrierefreiheit in der IT«. Aufgrund der Simulation ist nur noch ein kleiner runder Ausschnitt des kompletten Bildschirms zu sehen. Der Rest ist dunkel.
Abbildung 3: Blick auf die Startseite mit simuliertem peripheren Sehverlust, erstellt mit einem Disability-Simulator (ITZBund)

Inhalte

Auf Grundlage dieser Nutzeranalyse ist die Struktur unserer Wissensbasis entstanden. Zunächst haben wir die rechtlichen Grundlagen, die übergreifenden Themen und die Werkzeuge beschrieben. Dieses Wissen bildet die Basis für alle weiteren Themenbereiche und ist für alle Zielgruppen relevant. Daher hatten wir uns entschieden, diese Themen zuerst zu beschreiben. Nachdem wir diese ersten Inhalte erstellt hatten, haben wir unsere Informationsplattform im November 2021 online gestellt. Diese Wissensbasis wird nun sukzessive weiter mit zielgruppengerechten Inhalten gefüllt. Es war von Anfang an geplant, bereits mit einem kleinen Grundstock an Artikeln online zu gehen und diese Basis dann über die Zeit weiter zu ergänzen.

Parallel dazu werden wir regelmäßig Blog-Beiträge zu interessanten Themen und Neuigkeiten veröffentlichen. So kann zum Beispiel eine individuelle Anfrage unserer Kund:innen zu einem Blog-Beitrag werden. Wenn wir denken, dass die gestellte Frage und unsere Antwort weitere Menschen interessieren könnten, schreiben wir dazu einen Beitrag im Social Intranet des Bundes.

Wir wollen über diese Informationsplattform mit anderen Spezialist:innen und Interessierten in Kontakt kommen. So können wir uns austauschen und gegenseitig unterstützen, um diese große und wichtige Aufgabe zu meistern und das gemeinsame Ziel zu erreichen: IT-Lösungen, die für alle zugänglich sind.

Ausblick

Wir haben uns aus Zeitgründen für das Social Intranet des Bundes als technische Plattform entschieden, um zügig zumindest einem eingeschränkten Kreis eine Wissensplattform anbieten zu können. Derzeit sind die Inhalte nur für Mitarbeitende des Bundes abrufbar. Wir planen jedoch, in Kooperation mit anderen öffentlichen Stellen, die Inhalte zukünftig im Web für alle zur Verfügung zu stellen.

Der Screenshot zeigt den Aufbau der Wissensbasis. Sie enthält die Menüpunkte: Barrierefreie Dokumente erstellen, Barrierefreiheitstests, rechtliche Grundlagen, Softwareentwicklung, übergreifende Informationen, Werkzeuge
Abbildung 4: Der Screenshot zeigt den Aufbau der Wissensbasis. (ITZBund)

Fazit

Das positive Feedback unserer Besuchenden zeigt uns, dass wir mit diesem Informationsangebot den Wissensbedarf zumindest teilweise stillen. Menschen, die sich in das Thema einarbeiten wollen, finden einen guten Überblick über das Thema, Software-Entwickler:innen nutzen eher die hilfreichen Links oder die konkreten Tipps zur Umsetzung. In unseren Beratungsgesprächen verweisen wir gern auf diesen Auftritt. Sollten Fragen dort noch nicht beantwortet werden, so ist das für uns ein Signal, dass entsprechende Themen ergänzt oder vertieft werden müssen.

Wir freuen uns über die vielen IT-Kolleg:innen, die mit hoher Motivation gut zugängliche Software entwickeln möchten. Der Auftritt im Social Intranet des Bundes etabliert sich als nützliches Hilfsmittel für unseren Auftrag, bei der Umsetzung barrierefreier IT-Lösungen zu helfen.

Weiterführendes von ÖFIT:

Für mehr Barrierefreiheit in der digitalen Verwaltung – Organisationale Hürden und mögliche Maßnahmen
Für mehr Barrierefreiheit in der digitalen Verwaltung – Organisationale Hürden und mögliche Maßnahmen

Diese Kurzstudie trägt aus Literatur und Expert:inneninterviews organisationale Hürden und mögliche Maßnahmen für die Barrierefreiheit digitaler Verwaltungsangebote zusammen.

Basanta Thapa (2021)

Berlin: Fraunhofer FOKUS: Kompetenzzentrum Öffentliche IT

Zur Publikation
»Einfach. Agil. Mobil.«
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Digitale Verwaltungsleistungen sollten nutzerzentriert gestaltet werden, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Wie dies gelingen kann, zeigt dieser gemeinsame Leitfaden des Public Service Lab und ÖFIT.

Katrin Dribbisch, Martin Jordan, Philipp Martin, Basanta Thapa, Christian Welzel (2019)

Berlin: Fraunhofer FOKUS: Kompetenzzentrum Öffentliche IT

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Veröffentlicht: 07.03.2022