Once Only
Die Ergebnisse im Einzelnen
Eine Mehrheit hält Once Only für wünschenswert, jedoch nicht in allen Bereichen
Die deutsche Verwaltung befindet sich im Wandel. Während das E-Government lange Zeit nur schleppend voranging, versucht man nun den Rückstand in einem gemeinsamen Kraftakt wieder aufzuholen. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, bestehende Prozesse zu digitalisieren, sondern sie auch komplett neu zu denken. Viel zu oft agieren Bürger:innen und Unternehmen heute noch als Postbote in eigener Sache zwischen unterschiedlichen Behörden. Mit Once Only soll sich das ändern, indem Verwaltungen Daten direkt untereinander austauschen. Eine überwiegende Mehrheit findet diesen Ansatz wünschenswert. Dabei zeigt sich jedoch ein differenziertes Bild, wie eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zeigt. Die Befragten befürworten den Datenaustausch nur für bestimmte Bereiche und setzen dabei klare Anforderungen. Ein erweiterter Austausch ihrer Daten zwischen Verwaltung und Wirtschaft wird überwiegend kritisch gesehen.
Die Daten sollen laufen, nicht die Bürger:innen
E-Government hat in Deutschland lange Zeit ein Schattendasein geführt. Im europäischen und internationalen Vergleich landet Deutschland in diesem Bereich oftmals im unteren Drittel. So ist es nicht überraschend, dass jeder Zweite unzufrieden mit der Erreichbarkeit der Verwaltung (52%), der Bearbeitungsgeschwindigkeit (48%) und dem digitalen Angebot (50%) ist. Mit ambitionierten Vorhaben wie dem Online-Zugangsgesetz, soll sich das nun ändern. Bis Ende 2022 sollen 575 Verwaltungsleistungen digitalisiert werden. Ein Vorschlag, der in diesem Kontext immer häufiger fällt, lautet Once Only. Unter diesem Begriff wird diskutiert, ob Verwaltungen untereinander Daten der Bürger:innen austauschen dürfen. Bürger:innen stellen der Verwaltung ihre Daten in dem Fall nur einmal (once only) zur Verfügung, anstatt sie bei jeder Behörde einzeln anzugeben. Vier von fünf Befragten halten diesen Ansatz für wünschenswert (78%).
Keine pauschale Datenfreigabe
Dabei haben die Befragten jedoch klare Anforderungen und setzen dem Austausch deutliche Grenzen: So wollen 95% den Datenaustausch jederzeit nachvollziehen können. Vier von fünf Befragten wollen zudem die Möglichkeit haben, bestimmte Behörden vom Datenaustausch auszuschließen (81%). Drei von vier Befragten (74%) setzen sogar noch engere Grenzen und wollen jeden Datenaustausch einzeln autorisieren.
Auch bei den Datenkategorien zeigt sich ein deutliches Bild: Während der Austausch von Identitätsdaten (82%), Daten über persönliche Lebensumstände (63%) und Gesundheitsdaten (69%) mehrheitlich befürwortet wird, ist eine ebenso deutliche Mehrheit gegen einen Austausch von Daten zu Finanz- (90%) und Eigentumsverhältnissen (61%).
Wenn die Wirtschaft ins Spiel kommt, steigt die Skepsis
Wird zusätzlich die Wirtschaft in den Datenaustausch mit eingebunden, werden die Befragten kritischer. Nur jeder Vierte befürwortet einen Austausch seiner Daten zwischen Verwaltung und Wirtschaft. In diesem Fall wollen alle Befragten nachvollziehen können, welches Unternehmen wann auf welche Daten zugegriffen hat (100%), und nahezu alle vor jedem Datenaustausch explizit zustimmen können (98%). Die allgemeine Skepsis nimmt allerdings deutlich ab, wenn es um konkrete Anliegen geht: So würde eine deutliche Mehrheit dem Austausch ihrer Daten zwischen Verwaltung und Wirtschaft etwa bei der Geburt eines Kindes (72%), einem Umzug (61%) oder einem Autokauf (75%) zustimmen. Dieses ambivalente Bild verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Bürger:innen in solche neuen Verfahrenspraxen von Anfang an mit einzubeziehen.
Die Zahlen basieren auf einer repräsentativen Telefonumfrage im Auftrag des Kompetenzzentrums Öffentliche IT mit 1.003 Befragten im Mai 2019.
Wir führen in unregelmäßigen Abständen Befragungen zu aktuellen Digitalthemen durch. Hier finden Sie die Auswertungen und Ergebnisse dazu.
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Die Umfragedaten finden sie im Forschungsdaten-Repositorium der Fraunhofer-Gesellschaft Fordatis